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Dirk

am

3.1.2020

«Am Anfang jeder Reise steht ein Bedürfnis»

Verkauf, Marketing und Kommunikation finden immer häufiger digital statt. Doch es reicht nicht, einfach eine Webseite aufzuschalten und auf Kunden zu hoffen.

Dieses Interview ist in der März-Ausgabe der Publikation «FOKUS – Business Challenges 2020» erschienen. Dirk Fliescher – Senior Consultant und Partner – stand FOKUS Rede und Antwort.

Dirk Fliescher, die VIU AG ist eine Agentur, die ihre Kunden bei der digitalen Kommunikation nach innen und aussen unterstützt. Welche Themen stehen dabei im Fokus?

Wir beschäftigen uns mit Lösungen aus den Bereichen Digital Marketing, Digital Commerce sowie Digital Collaboration. Bis anhin haben wir mehrheitlich mit Grossunternehmen zusammengearbeitet, künftig wollen wir aber auch kleinere Betriebe mit unserem Know-how unterstützen. Dabei verstehen wir uns als Full-Service-Agentur. Das bedeutet, dass wir ein Projekt von Anfang bis Ende für unsere Kunden aus einer Hand stemmen können. Und weil ein wesentliches Qualitätsmerkmal guter digitaler Lösungen eine optimale «User Experience» ist, legen wir grossen Wert auf deren Konzeption und Umsetzung. Unser Team umfasst unter anderem sehr erfahrene Business Analysten, UX-Designer, grafische Designer sowie Frontend-Entwickler. Natürlich integrieren wir unsere Lösungen in die bestehende Prozess- und Systemlandschaften unserer Kunden. Ein aktuelles Themenfeld, in dem wir uns vermehrt bewegen möchten, ist der E-Commerce im Business-to-Business-Bereich (B2B).

Doch E-Commerce ist ja traditionellerweise eher Business-to-Client, passiert also zwischen Anbieter und Endkunden.

Das ist richtig, aber wir stellen fest, dass sich E-Commerce neu entwickelt. Der Online-Verkauf gewinnt im professionellen Bereich für immer mehr Branchen an Bedeutung: Bisher hatten Unternehmen, die andere Betriebe mit Waren und Dienstleistungen versorgen, ihre eigenen Absatzkanäle. Doch diese verändern sich und werden zunehmend in digitale Sphären verlagert. Wir betrachten diese Entwicklung mit grossem Interesse und wollen in der Schweiz zu einer treibenden Kraft in diesem Feld werden. Das passt auch perfekt in unsere Unternehmensphilosophie: Wir sind eine Schweizer Firma, die digitale Dienstleistungen in typisch schweizerischer Qualität erbringt.

Die User Experience, also die Nutzererfahrung, steht für VIU im Mittelpunkt. Damit diese möglichst optimal ausfällt, müssen die Technologien im Vordergrund wie auch die Backoffice-Anwendungen verlässlich und nutzerfreundlich sein.

Aus diesem Grund optimieren wir sowohl die Frontend- als auch die Backoffice-Prozesse, etwa in der Logistik. Für uns ist das eine holistische Aufgabe. Um diese zu lösen, agieren wir von VIU als «Lückenschliesser», indem wir eine Brücke schlagen zwischen den Fachbereichen eines Unternehmens und deren IT. Bei den Fachbereichen handelt es sich bei unseren Kunden meist um Marketing-, Verkauf- oder Kommunikationsabteilungen. Für diese sind wir ein Enabler, der ihnen die passenden Werkzeuge an die Hand gibt. Dafür können wir auf ein Netz hervorragender Technologiepartner zurückgreifen. Gleichzeitig ist uns unsere Unabhängigkeit wichtig. Uns geht es darum, stets die für den Kunden am besten passende Technologie einzusetzen.

Kommen wir nochmal auf die User Experience zu sprechen. Welches sind die klassischen «Don'ts», die Sie bei Unternehmen beobachten?

Wenn eine Firma nicht so richtig weiss, was sie mit ihrer Website machen will, wird daraus häufig eine Art «digitales Schaufenster». Dort werden dann Fakten zum Betrieb abgebildet und ein paar Produkte oder Dienstleistungen aufgeführt. Doch das ist heute nicht mehr zeitgemäss – man muss die Brille des Kunden aufsetzen. Nur wenn man dessen Bedürfnisse kennt und versteht, kann eine Website so konzipiert werden, dass sie die Kunden wirklich anspricht. Wir bringen daher unseren Mandanten bei, sich in eine Bedürfnissituation zu versetzen. Denn am Anfang jeder Reise steht eine Herausforderung oder ein Bedürfnis. Gelingt es einem Unternehmen, diese Herausforderung zu lösen oder das Bedürfnis abzudecken – dann entsteht echter Mehrwert. Sowohl für Anbieter als auch Kunde.

Wie sieht die Customer Journey der VIU-Kunden aus? Wie darf man sich ein Mandat vorstellen?

Unsere Kunden werden vorwiegend durch die Empfehlung anderer Mandanten auf uns aufmerksam. Aus diesem Grund durchlaufen wir in der Regel auch keinen klassischen Sales-Prozess, sondern tauschen uns schon früh persönlich mit den neuen Mandanten aus. Das konkrete Vorgehen kann sich von Fall zu Fall unterscheiden. Grossunternehmen wissen meistens sehr genau, was sie von uns möchten und selber nicht umsetzen können. Diese Dinge besprechen wir dann gemeinsam. Solche Kunden suchen meist kein Generalunternehmen, dass sich von A bis Z um ihre Belange kümmert. Vielmehr wollen sie spezifische Schlüsselressourcen von uns beziehen. In solchen Fällen leisten wir, häufig in einer beratenden Funktion, Hilfestellung über den gesamten Projektablauf hinweg. Immer öfter kommen Kunden aber auch mit ganzen Projekten auf uns zu. Um diese ideal umsetzen zu können, «portionieren» wir diese in verschiedene kleinere Teilprojekte, die dann realisiert werden. Generell kann man sagen, dass wir bei sämtlichen Aufträgen sehr agil mit unseren Kunden unterwegs sind. Zudem liegt uns der persönliche Umgang am Herzen: Wir werden von unseren Mandanten als Experten und Freunde empfunden. Dies dürfte mit ein Grund dafür sein, dass wir noch nie Kunden verloren haben und mittlerweile mehr als 200 Projekte erfolgreich umsetzen konnten.

Diese Ausgabe trägt den Titel «Fokus Business Challenges 2020». Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Geschäftsalltag?

Der Fachkräftemangel stellt immer wieder eine Herausforderung dar. Denn in wichtigen Bereichen wie Interaction Design, UX Design oder Front End Entwicklung ist es zunehmend anspruchsvoll geworden, die passenden Leute zu finden. Wir umgehen dieses Problem unter anderem durch Kooperationen mit hervorragenden Freelancern.

Wie wird sich die VIU mittel- bis langfristig weiterentwickeln?

Wie eingangs erwähnt wollen wir in den nächsten Jahren vor allem im E-Commerce-Bereich wachsen. Wir sehen dort verschiedene spannende Chancen. Eine davon ist die vermehrte Nachfrage nach Shops mit Content. Das sind E-Shops, die nicht einfach nur ihre Waren zum Kauf anbieten, sondern eine Story darum entwickeln. Zum Beispiel wenn der Frühling anbricht: Dann verkaufen diese Anbieter nicht einfach nur Gartengeräte, sondern flankieren das beispielsweise mit Fachartikeln zum Thema Schädlingsprävention oder Anbautipps. Das schafft zusätzlichen Nutzen für die Kunden – und stärkt so die Bindung zum Unternehmen. Auf diesen Bereich werden wir künftig sicher vermehrt fokussieren.


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Lass uns darüber sprechen.

Dirk Fliescher

Head of Sales und Marketing

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18.2.2025

Das Ende der Business Automation: Warum KI-Agenten den nächsten Schritt machen

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Seit Jahren ist Business Automation der Heilige Gral der Effizienzsteigerung. Unternehmen investieren in Prozessautomatisierung, RPA und Workflows, um Kosten zu senken und Produktivität zu steigern. Doch mit dem Aufstieg von KI-Agenten stehen wir vor einer neuen Ära: Business Automation, wie wir sie kennen, wird überflüssig.

Von starren Workflows zu flexiblen KI-Agenten

Automatisierung war bisher regelbasiert. Systeme wie RPA (Robotic Process Automation) führten vordefinierte Abläufe aus – effizient, aber unflexibel. Sobald sich eine Variable ändert, braucht es Anpassungen, teure Integrationen oder menschliches Eingreifen. KI-Agenten setzen hier an: Sie verstehen nicht nur Aufgaben, sondern den Kontext. Sie arbeiten autonom, passen sich in Echtzeit an und treffen Entscheidungen basierend auf Zielen statt auf starren Regeln.

Was bedeutet das für Unternehmen?

1. Automatisierung ohne Programmierung

KI-Agenten erlernen Prozesse durch Beobachtung, ohne dass Entwickler komplexe Workflows definieren müssen. Das senkt die Einstiegshürden und macht Automatisierung endlich für alle zugänglich.

2. Dynamische Anpassungsfähigkeit

Wo klassische Automatisierung an ihre Grenzen stösst, weil sich Marktbedingungen oder interne Prozesse ändern, lernen KI-Agenten selbstständig weiter. Sie optimieren sich fortlaufend und erkennen Muster, die manuell schwer zu erfassen wären.

3. Ende der Prozess-Silos

Automatisierung war oft auf einzelne Abteilungen oder Anwendungen beschränkt. KI-Agenten agieren übergreifend – von Marketing bis zur IT. Sie kommunizieren mit Systemen und Mitarbeitern, lösen komplexe Probleme und steigern so die Effizienz über die gesamte Wertschöpfungskette.

Herausforderungen und neue Rollen

Natürlich bringt diese Entwicklung auch Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen sich auf eine neue Art der Zusammenarbeit mit intelligenten Systemen einstellen. Compliance, Datensicherheit und die Transparenz von Entscheidungen werden zentrale Themen. Gleichzeitig entstehen neue Rollen: Statt Prozesse zu definieren, geht es darum, KI-Agenten zu trainieren, zu überwachen und in strategische Entscheidungen einzubinden.

Business Automation war gestern – die Zukunft gehört KI-Agenten

Wir stehen am Anfang einer fundamentalen Veränderung. Die Automatisierung, wie wir sie kannten, wird nicht mehr gebraucht. Statt starre Regeln zu befolgen, arbeiten KI-Agenten eigenständig und intelligent. Unternehmen, die diesen Wandel frühzeitig nutzen, sichern sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil – sie gestalten aktiv die Zukunft der Arbeit.

Was bedeutet das für euch? Nutzt ihr bereits KI-Agenten oder setzt ihr noch auf klassische Automatisierung? Ich freue mich auf eure Gedanken!

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6.2.2025

Kampf mit Strukturen – Warum das Intranet der Zukunft keine Struktur braucht

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Vor zehn Jahren stand ich vor einer grossen Herausforderung. Ein Unternehmen mit Tausenden von Mitarbeitenden wollte sein Intranet neu aufsetzen. Die Idee: Eine durchgängige Struktur, basierend auf der Prozesslandkarte des Unternehmens, sollte Orientierung schaffen. 

 

Ich wusste, dass das nicht funktionieren würde – und ich hatte eine bessere Lösung parat. Mein Vorschlag war einfach: Weg von starren Strukturen, hin zu einer flexiblen, suchbasierten Lösung. Kein Navigieren durch komplizierte Kategorien, sondern eine intelligente Plattform, die Informationen genau dann liefert, wenn man sie braucht.  

 

Doch es gab ein Problem:  

🔹 Die Organisation wollte eine «saubere» Prozesslogik – obwohl die eigene Prozesslandkarte unvollständig und uneinheitlich war.  
🔹 Die Technik konnte keine dynamische Suchlösung umsetzen – also blieb nur die klassische Ordner- und Navigationsstruktur.  
🔹 Jede Abteilung hatte ihre eigene Sicht auf «Ordnung» – und am Ende wurde das Intranet ein Kompromiss aus vielen Einzelinteressen.  

 

Ich konnte es nicht ändern. Ich war nicht in der Lage, die Organisation und ihre Denkweise umzustossen. Ich konnte die technische Plattform nicht einfach austauschen. Ich musste mit den bestehenden Rahmenbedingungen arbeiten.  

 

Als das Intranet live ging, passierte, was ich erwartet hatte:  

📌 Mitarbeitende fanden nichts.  
📌 Inhalte landeten irgendwo.  
📌 Niemand nutzte das System wirklich.  

 

Es war frustrierend – aber auch eine wertvolle Lektion.  

 

Zehn Jahre später: Warum KI und hybride Informationsdarstellung der Gamechanger sind

 

Seit diesem Projekt beschäftigt mich eine zentrale Frage: Wie kann man Strukturen im Intranet vermeiden oder sie so einfach wie möglich machen?

Heute haben wir endlich die Technologie, die das ermöglicht: Retrieval-Augmented Generation (RAG) kombiniert mit hybrider Informationsdarstellung. 

 

Was bedeutet das?  

👉 Hybride Informationsdarstellung: Das Intranet zeigt nicht nur bestehende Inhalte aus Dokumenten, Wikis und Chats, sondern ergänzt diese mit KI-generierten Antworten.  
👉 Dynamische Verknüpfung: Informationen müssen nicht mehr manuell eingeordnet werden – das System versteht die Zusammenhänge selbst.  
👉 Relevanz statt Struktur: Die Benutzer:innen sehen nicht eine statische Navigation, sondern eine massgeschneiderte Ansicht mit den für sie wichtigen Informationen.  

 

Wie funktioniert ein hybrides, KI-gestütztes Intranet?

Ein modernes Intranet funktioniert nicht mehr wie ein statisches Archiv, sondern wie ein intelligenter Assistent:

🔹 Semantische Suche: Das System versteht nicht nur Keywords, sondern auch den Sinn hinter einer Anfrage.  
🔹 Wissensfusion: Inhalte aus M365, Confluence, Teams, SharePoint und Dokumenten werden kombiniert – unabhängig vom Speicherort.  
🔹 Personalisierte Antworten: Je nach Abteilung, Rolle oder Kontext bekommt jede Person individuell relevante Informationen.  
🔹 Dynamische Inhalte: Veraltete Informationen verschwinden automatisch aus den Ergebnissen, während aktuelle Inhalte priorisiert werden.  

 

Das bedeutet: Das Intranet wird von einem statischen Speicherort zu einem lebendigen, intelligenten System, das Wissen genau dann bereitstellt, wenn es gebraucht wird.

Warum das eine radikale Veränderung ist:

Bisher haben wir versucht, die perfekte Struktur zu bauen. Das war immer ein Kampf gegen die Realität. Doch nun können wir Strukturen dort reduzieren, wo sie hinderlich sind – und Informationen dort bereitstellen, wo sie gebraucht werden. Das ist nicht nur eine technische Entwicklung, sondern ein Paradigmenwechsel:  

📌 Wissen wird nicht mehr mühsam abgelegt – es ist einfach da.  
📌 Mitarbeitende müssen nicht mehr navigieren – sie bekommen Antworten.  
📌 Das Intranet wird endlich zu dem, was es immer sein sollte: eine zentrale, intelligente Wissensquelle.  

 

Fazit: Die beste Struktur ist keine Struktur. Ich habe aus vielen Projekten gelernt: Menschen denken nicht in Prozesslandkarten – sie denken in Fragen. Das Intranet der Zukunft ist nicht mehr ein Ort, an dem Wissen abgelegt wird – sondern ein System, das Wissen verfügbar macht. Deshalb wird es radikal anders sein – und viel, viel einfacher.  

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4.2.2025

Haben eigene Webseiten in der GEO-Ära noch einen Stellenwert?

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Die digitale Landschaft verändert sich rasant. Während Websites früher die zentrale Anlaufstelle für Informationen waren, stellt sich heute eine neue Frage: Welche Rolle spielen sie noch, wenn generative KI-Modelle Inhalte direkt liefern und keine klassischen Suchergebnisse mehr anzeigen?

Websites in der Zeit von GEO: Sind sie noch relevant?

Ja, aber ihre Funktion wandelt sich drastisch. Unternehmen müssen sich fragen:

- Geht es noch um Besucher auf meiner Seite – oder darum, dass meine Inhalte von der KI richtig wiedergegeben werden?

- Brauche ich noch eine klassische Website – oder eher eine API, die meine Inhalte direkt an generative Modelle liefert?

Drei mögliche Szenarien für die Zukunft

1️⃣ Websites bleiben relevant, aber nicht mehr als klassisches Suchergebnis-Ziel

- Nutzer erhalten KI-generierte Antworten, besuchen aber weiterhin Websites für tiefergehende Informationen oder Interaktionen.

- Beispiel: Eine KI erklärt ein Produkt, aber die Bestellung oder individuelle Beratung läuft über die Website.

2️⃣ Unternehmen müssen ihre Inhalte „KI-gerecht“ bereitstellen

- Eine Website allein reicht nicht mehr – Inhalte müssen so strukturiert sein, dass KI-Modelle sie korrekt verstehen und wiedergeben.

- APIs, strukturierte Daten und Knowledge Graphs werden wichtiger als klassische SEO-Optimierung.

3️⃣ Websites verlieren an Bedeutung – Unternehmen setzen auf Plattformen & KI-Interaktion

- Stellen Unternehmen ihre Informationen direkt über Schnittstellen oder eigene KI-Assistenten bereit, könnten klassische Websites in vielen Bereichen überflüssig werden.

- Customer Experience verlagert sich von der Website hin zu conversational Interfaces und KI-gestützten Lösungen.

Fazit: GEO verändert die Spielregeln

Websites werden nicht verschwinden – aber ihre Rolle wird sich verändern. Es geht nicht mehr nur um Reichweite durch Suchmaschinen, sondern um die richtige Integration in das KI-Ökosystem. Unternehmen, die frühzeitig auf GEO-Optimierung, strukturierte Daten und API-gesteuerte Inhalte setzen, werden sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

Was denkst du? Wird die klassische Website in 10 Jahren noch die gleiche Bedeutung haben wie heute?